Die Montagsakademie ist eine öffentliche Vorlesungsreihe der Theologischen Fakultät Paderborn und ging aus der im Wintersemester 1994/1995 ins Leben gerufenen Seniorenakademie hervor. Als lebendiges Forum konzipiert stellen sich renommierte Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft und Kirche in jedem Wintersemester einem ausgewählten Thema oder einer aktuellen Fragestellung der Zeit, treten in einen Dialog miteinander und mit dem Publikum ein und versuchen, aus ihrer Expertise heraus Probleme zu analysieren bzw. Zukunftsperspektiven zu entwickeln.
Im anstehenden Wintersemester 2024/25 steht die Montagsakademie unter dem Gesamtthema „Jesus Christus – Gott und Mensch“. In Jesus Christus hat die Kirche zweifelsohne ihre zentrale Gestalt. Er ist mit seiner Botschaft und seinem Wirken Gründer, Fundament und Inhalt des christlichen Glaubens. Wir möchten uns mit diesem denkbar fundamentalen Thema dem Anspruch stellen, dass wir in Theologie und Kirche auch wirklich Auskunft darüber geben können, was die grundlegendsten Inhalte dieses unseres Glaubens bedeuten.
Die Vorlesungen finden in jedem Wintersemester immer montags um 18 Uhr statt, wechselnd als Präsenzvorlesung im Auditorium Maximum (Klingelgasse/Ecke Liboristraße) der Theologischen Fakultät Paderborn oder als Online-Vorlesung. Die Vorlesungen können jeden Montag um 18 Uhr im Livestream verfolgt oder später in der Mediathek abgerufen werden.
Weitere Informationen, der Link zum Livestream und zur Mediathek: https://www.thf-paderborn.de/oeffentlichkeit/montagsakademie/
Man müsse sich „wieder auf die eigenen Ursprünge und Grundlagen besinnen“. So lautet oft die Devise, wenn Einrichtungen oder Unternehmen einen falschen Weg eingeschlagen haben. Auch die (katholische) Kirche unserer Zeit ist in vielerlei Hinsicht in die Irre geraten: mit ihrer Machtausübung, ihren Organisationsstrukturen, ihren Missbrauchsskandalen, ihren pastoralen Planungen u.a.m.
In Jesus Christus hat die Kirche unzweifelhaft ihre zentrale Gestalt. Er ist mit seiner Botschaft und seinem Wirken Gründer, Fundament und Inhalt unseres Glaubens. So müssen Theologie und Kirche heute fragen: Was bedeutet es eigentlich, dass wir uns auf Jesus von Nazaret berufen, der sich durch Tod und Auferstehung als der Christus, als „Gott und Mensch“ erwiesen hat?
Für das Heilige Jahr 2000 berief man sich auch auf Jesus Christus. Das weltweit verbreitete Logo zeigte ein Kreuz und den Schriftzug „Jubiläum Jahr 2000“, die einen stilisierten Erdball umfassten; darin eingeschrieben waren die Worte „Christus – gestern, heute, in Ewigkeit“. Ein wahrlich triumphaler Auftritt! Heute, 25 Jahre später, ist uns dieser Gestus der Erhabenheit vergangen. Angesichts voranschreitender Säkularisierungsprozesse in unseren Gesellschaften und des Verlustes von Vertrauen und Glaubwürdigkeit hat die katholische Kirche das Anrecht darauf verloren, sich unter Berufung auf Jesus Christus als über allem stehende Instanz der weltumspannenden, ewig gültigen Orientierung zu präsentieren.
Wenn wir uns heute auf Jesus Christus berufen, dann müssen wir uns vor allem an jenem Christusbild ausrichten, das uns der neutestamentliche Philipperbrief vor Augen hält: „Seid einander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht: Er war Gott gleich, / hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich / und wurde wie ein Sklave / und den Menschen gleich. / Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich / und war gehorsam bis zum Tod, / bis zum Tod am Kreuz.“ (Phil 2,5-8)
Dieser Jesus Christus in Menschengestalt, dieser zum erniedrigten Menschen am Kreuz gewordene Jesus Christus begegnet im Titelbild der diesjährigen Montagsakademie. Es zeigt ein zweigeteiltes und doch einheitliches Christusantlitz: den einfachen niedrigen Menschen, der seinen Weg bis zum Tod am Kreuz geht. Was hier ausdrücklich und plastisch dargestellt ist, steht auf unscheinbare und oft auch unbewusste Weise über dem tagtäglichen Leben unserer Fakultät. Zu sehen ist nämlich ein Ausschnitt des von Konrad von Hoffmann-Großen-buch (gest. 1961) im Jahr 1935 geschaffenen Kreuzes, das im Hörsaal 2 hängt.
Der Frage nach diesem Jesus Christus widmet die Theologische Fakultät Paderborn ihre Vorlesungsreihe „Montagsakademie“ im Wintersemester 2024/25. Dass sich im Jahr 2025 das Konzil von Nizäa (325) mit seinem Christusdogma zum 1700. Mal jährt, ist zusätzlicher Grund, über „Jesus Christus – Gott und Mensch“ nachzudenken. Ich darf Sie zu den Vorlesungen herzlich einladen.
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14. Oktober 2024: Nach Jesus Christus fragen: Person und Botschaft vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen
Gerade wenn man sich mit Themen und Motiven beschäftigt, die tagtäglich im Mund geführt werden, ist es hilfreich, sich erst einmal des Sachstandes zu vergewissern. So bedarf auch die in Theologie und Kirche so selbstverständliche und oft auch unbedachte Rede von „Jesus Christus“ der Klärung: Um wen geht es eigentlich? Welche Impulse und Anforderungen für das theologische Denken wie auch kirchliche Handeln sind mit der Person Jesus Christus verbunden? Welche Vorstellungen in Bezug auf diese zentrale, buchstäblich grund-legende Gestalt des christlichen Glaubens erweisen sich mittlerweile als problematisch? Welche Geltungskraft, aber auch welches kritische Potential kommt ihr inmitten unserer gegenwärtigen Wirklichkeiten zu?
Jun.-Prof. Dr. Cornelia Dockter ist seit 2024 Junior-Professorin für Ökumenische Theologie an der Theologischen Fakultät Paderborn. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Christologie, Sakramententheologie, Komparative Theologie und interreligiöser Dialog. In ihrer Dissertation hat sie Fragestellungen der Christologie aus der Perspektive des Koran beleuchtet.
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21. Oktober 2024: Jesus von Nazaret: Vom jüdischen Wanderprediger aus Galiläa zum auferstandenen Christus
Angenommen, es würde sich herausstellen, dass Jesus von Nazaret nie wirklich als historische Person gelebt hat, dann wäre der christliche Glaube massiv in Frage gestellt. Für diesen ist der historische Jesus von Nazaret von essentieller Bedeutung. Allerdings hat sich im Zusammenhang mit der Gestalt Jesu die Annahme von Historizität als höchst umstrittenes Problem erwiesen. Viele Annahmen, dass etwas genau so geschichtlich gewesen sei, mussten revidiert werden. Vor allem aber: Dem historischen Jesus von Nazaret kommt seine grundlegende Bedeutung gerade deswegen zu, weil er sich nach dem Zeugnis der neutestamentlichen Schriften als der auferstandene Christus erwiesen hat. Diesem zentralen klassischen Thema widmet sich die Vorlesung aus neutestamentlicher Perspektive.
Prof. Dr. Angelika Strotmann war von 2008 bis 2022 Professorin für Neues Testament an der Universität Paderborn. Sie beschäftigte sich u. a. intensiv mit frühjüdischen Schriften. Ihr bekanntestes Werk ist die Monographie „Der historische Jesus: eine Einführung“, erschienen bei Schöningh/UTB.
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28. Oktober 2024: Weggefährtinnen Jesu. Starke Frauen in den Evangelien
Eine zweite Vorlesung aus dem Ressort der neutestamentlichen Exegese nimmt einen spezifischen Aspekt in Blick: die Rolle und Bedeutung von Frauen im Umfeld des Jesus von Nazaret. Bis heute gibt es in Theologie und Kirche Kräfte, die bestreiten, dass zum engeren Kreis um Jesus gleichermaßen und gleichrangig Jünger und Jüngerinnen zählten. Die Brisanz der Thematik erwächst daraus, dass mit ihr in zweifacher Weise das patriarchale Geschlechterschema durchbrochen wird. Jesus von Nazaret hat sich mit seinem signifikanten Verhältnis zu Frauen über die in seiner Zeit geltende soziale Positionierung von Frauen hinweggesetzt. Und er bildet mit seinem Verhältnis zu Frauen eine Deutungsfolie dafür, dass und wie heutige Formen destruktiver Rollenschemata zu durchbrechen sind.
Prof. Dr. Andrea Taschl-Erber ist seit 2022 Professorin für Exegese und Theologie des Neuen Testaments an der Universität Paderborn. Mit ihrer Dissertation „Maria von Magdala – erste Apostolin?“ und vielen weiteren einschlägigen Arbeiten ist sie zur Expertin für biblische Frauen- und Geschlechterforschung avanciert.
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4. November 2024: Jesus von Nazaret: Jude, Rabbi, Messias. Der Jesus der neutestamentlichen Evangelien vor dem Hintergrund des Alten Testaments
Jesus war gläubiger Jude, Rabbi, Schriftgelehrter, fest verwurzelt im Judentum und seinen heiligen Schriften, dem später von dem Juden Paulus sogenannten Alten Testament. Viele seiner jüdischen Glaubensgeschwister erkannten in ihm den in den heiligen Schriften erwarteten Messias aus dem Hause Davids. In einem ersten Schritt wird die Vorlesung die Verwurzelung Jesu im Judentum und seinen heiligen Schriften aufzeigen, wie sie in den neutestamentlichen Evangelien bezeugt ist. Sodann wird der alttestamentliche Hintergrund des christlichen Messianismus beleuchtet, um von dort aus die Linie in das Neue Testament hinein zu verfolgen.
Prof. Dr. Ansgar Moenikes ist seit 2009 außerplanmäßiger Professor des Alten Testaments an der Theologischen Fakultät Paderborn. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in der Literatur- und Theologiegeschichte und der Theologie des Alten Testaments, insbesondere in der theologischen Ethik und der Königstheologie.
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11. November 2024: Der andere Prophet. Jesus Christus im christlich-muslimischen Dialog
„Der Islam gehört zu Deutschland.“ Dieser Satz steht paradigmatisch für einen grund-legenden Wandel unserer Gesellschaft. Das „Abendland“ ist nicht mehr einfach und einheitlich „christlich“. Die christlichen Kirchen und Theologien können es nicht mehr dabei bewenden lassen, die Bedeutung ihrer Glaubensinhalte aus ihrer Warte darzulegen. Sie müssen darüber in einen Dialog mit anderen Religionen und Weltanschauungen treten. Im Fall des Islam wird dieser Dialog durch Formen islamistischer Ge-walt, durch vorurteilsgeladene Islamfeindlichkeit sowie durch die dadurch bedingten soziokulturellen Verwerfungen erschwert. Gerade beim Islam bietet sich aber auch die Chance zu einem gegenseitig bereichernden Dialog, erscheint doch Jesus Christus im Koran als wichtiger Vorläufer Mohammeds.
Prof. Dr. Mouhanad Khorchide ist seit 2010 Professor für Islamische Religionspädagogik an der Universität Münster und Leiter des dortigen Zentrums für Islamische Theologie. Er hat Pionierarbeit geleistet für die Konzeption eines islamischen Religionsunterrichts. Als Vertreter eines modernen, säkularen Islam stößt er immer wieder Auseinandersetzungen um das richtige Verständnis des Islam an.
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18. November 2024: Immer gleich und doch ganz anders – Transformationen des Christusbildes in der Kunst
Die bildende Kunst, sei es Malerei oder Skulptur, diente dem Christentum seit den Anfängen als Mittel, um seine Inhalte auszudrücken und den Menschen zu vermitteln. Umgekehrt prägten Motive des christlichen Glaubens die Entwicklung der Kunst in unserem Kulturkreis in nachhaltiger Weise. Noch heute lassen sich Kunstwerke ohne die Bildsprache des christlichen Glaubens in ihrer Bedeutung kaum entschlüsseln. Das zentrale Motiv christlicher Kunst bildet die Gestalt Jesu Christi. In jeder zeitlichen Epoche, örtlichen Region und sozialen Schicht machten sich die Menschen anhand der Christusbilder in der Kunst ihr Bild von Jesus Christus. So wandelte sich ihr Bild von Jesus Christus notwendig mit den geschichtlichen, regionalen und sozialen Kontexten der Kunst.
Prof. Dr. Rita Burrichter ist seit 2004 Professorin für Praktische Theologie an der Universität Paderborn. Ihre Arbeitsschwerpunkte – Bildtheologie und Bilddidaktik, ästhetisches Lernen im Religionsunterricht und Religion in der Popkultur – prädestinieren sie für das Thema „Christus in der Kunst“.
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25. November 2024: Jesus, der Wunderheiler
Selbst säkularisierte Menschen geben, fragt man sie nach ihrem Wissen um Jesus Christus, die Auskunft, dass das doch der gewesen sei, der Menschen auf wunder-same Weise heilte. In der Tat bilden die Wunderheilungen Jesu, ähnlich etwa wie die Gleichniserzählungen oder die Tischgemeinschaften, signifikante Handlungen Jesu. Oft und lange sind sie als nachträgliche „Beweise“ für die Wahrheit der christlichen Botschaft vermittelt worden – nach dem Motto: „Wer sogar Naturgesetze überwinden kann, muss recht haben.“ Doch das wäre eine Trivialisierung und Instrumentalisierung dieser Handlungsform Jesu. Zu fragen ist: Wie können wir die Wunderheilungen Jesu theologisch angemessen verstehen? Und wie können wir Jesus Christus verstehen, wenn wir ihn als Wunderheiler wahrnehmen?
Prof. Dr. Bernd Kollmann ist seit 2000 Professor für Exegese und Theologie des Neuen Testaments an der Universität Siegen. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehören Wunder in Antike und Christentum. Besondere Bekanntheit erlangte sein Buch „Neutestamentliche Wundergeschichten. Biblisch-Theologische Zugänge und Impulse für die Praxis“, erschienen bei Kohlhammer.
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2. Dezember 2024: Was heißt eigentlich: „Nachfolge Jesu“?
Anspruch von Christinnen und Christen ist es, das eigene Leben an der Gestalt Jesus Christus auszurichten, von seiner Botschaft Zeugnis zu geben, in der eigenen Lebensführung die von Jesus vorgelebten Werte und Normen zu verwirklichen. „Jesus nachfolgen“ dient als kurze Chiffre, in der dieser Anspruch christlicher Existenz vielfach komprimiert ausgedrückt wird. Auch hier kam es vielfach zu Verständnis-schieflagen, etwa wenn Kleriker und Ordensangehörige sich als Träger einer „konsequenten“ oder „höherwertigen“ Nachfolge Jesu deklarierten. Nach Maßgabe der Botschaft und des Wirkens Jesu verbietet sich eine solche Rangordnung. Was kann „Nachfolge Jesu“ heißen, wenn darin jede Christin und jeder Christ eine Lebensorientierung für sich erkennen können soll?
Prof. Dr. Herbert Haslinger ist seit 2002 Professor für Pastoraltheologie, Homiletik und Religionspädagogik an der Theologischen Fakultät Paderborn. Mit exegetischen und bibeltheologischen Fragen zur Sendung und Praxis Jesu hat er sich im Zuge seiner diakonietheologischen Arbeiten beschäftigt.
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9. Dezember 2024: Jesus, der Christus! Fundament christlicher Seelsorge und Diakonie/Caritas
An sich entstammt die Formulierung „Jesus, der Christus“ der systematisch-theologischen Christologie. In dieser Vorlesung wird sie praktisch-theologisch gewendet. „Jesus, der Christus“ bildet nicht nur die – mit Walter Kasper gesprochen – verdichtete Identitätsangabe in der Lehre über Jesus Christus. Anhand der Kurzformel lässt sich auch aufzeigen, worin die theologische Grundlage einer Praxis besteht, die sich als Fortsetzung des Handelns Jesu erweisen will. Seelsorge und Diakonie bzw. Caritas, also die Begleitung von Menschen bei der Bewältigung ihres Personseins sowie ihrer Lebensführung und die helfende Zuwendung zu notleidenden Menschen, sind Praxisformen, mit denen man sich in der Kirche in besonderer Weise auf Jesus Christus beruft.
Prof. DDr. Doris Nauer ist seit 2022 Professorin für Praktische Theologie mit Schwerpunkt Diakonische Theologie am Campus für Theologie und Spiritualität Berlin. Vorher war sie an verschiedenen Hochschulen als Professorin für Pastoraltheologie und Diakonische Theologie tätig. Aus ihrer Hand stammt die einzige systematische Seelsorgetheorie der jüngeren Zeit auf katholischer Seite.
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16. Dezember 2024: Vom „heiligen Anarchisten“ zum „Bastard Gottes“: Jesus-Deutungen in der modernen Religionskritik
Gerade Vertreter religionskritischer oder atheistischer Positionen haben sich immer wieder an Jesus Christus abgearbeitet. Milan Machovec beschrieb einen „Jesus für Atheisten“ und bei Friedrich Nietzsche lässt sich eine „antichristliche Christologie“ (U. Willers) rekonstruieren. In kirchlichen und theologischen Kreisen regt sich oft und schnell der Reflex, derartige Jesus-Deutungen als inhaltlich verfehlt oder – zumal wenn sie die Gestalt Jesus Christus sarkastisch karikieren – als blasphemisch abzutun. Doch das wäre allzu kurzschlüssig. Indem sie einen fremden Blick auf Jesus Christus wirft und dabei gewiss mitunter auch zu befremdlichen Wertungen kommt, vermag die Religionskritik wichtige Facetten der Gestalt Jesus Christus ins Bewusst-sein zu rufen.
Prof. DDr. Bernd Irlenborn ist seit 2006 Professor für Geschichte der Philosophie und Theologische Propädeutik an der Theologischen Fakultät Paderborn. Seine Schwerpunkte liegen in der Religionsphilosophie und der Politischen Philosophie. In jüngerer Zeit meldete er sich mit mehreren Publikationen zum religionsphilosophischen Spätwerk von Jürgen Habermas zu Wort.
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13. Januar 2025: „Gezeugt, nicht geschaffen.“ Eint das Christusdogma von Nizäa die christlichen Konfessionen?
Im Jahr 325 n. Chr., also vor nunmehr 1700 Jahren, formulierte das Konzil von Nizäa das christologische Bekenntnis, dass Jesus Christus der „Sohn Gottes“ und als sol-cher „wesensgleich (griech.: homousios) mit dem Vater“ ist. Die Lehrdefinition richtete sich gegen Stimmen, welche das Gott-Sein Jesu Christi leugneten und in ihm einen „bloßen“ Menschen sahen. Die Formel „gezeugt, nicht geschaffen“ soll diesen Gedanken nachvollziehbar machen: Als von Gott gezeugter Sohn geht Jesus Christus aus dem Wesen Gottes selbst hervor und ist nicht nur eines unter vielen irdischen Geschöpfen, die Gott geschaffen hat. Die Vorlesung erinnert an diese entscheidende Stelle der Entwicklung des christlichen Glaubens und zeigt zugleich seine heutige Relevanz auf.
Prof. Dr. Christian Stoll ist seit 2023 Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Theologischen Fakultät Paderborn sowie seit 2024 Leitender Direktor des Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik. Neben den interkonfessionellen Themen widmet er sich insbesondere dem Problem der „religiösen Erfahrung“ sowie dem Konnex von Ekklesiologie und politischer Theologie.
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20. Januar 2025: Am Grund des Glaubens – oder: Wie kann die Bedeutung Jesu heute verstanden werden?
Dass Jesus Christus Gründer des Christentums ist und folglich mit seinem Wirken und seiner Botschaft die Grundlage unseres Glaubens bildet, steht für die meisten Christen außer Frage. Dann aber überrascht, dass diejenige Disziplin der Theologie, der die Klärung und Sicherung der Grundlagen des christlichen Glaubens obliegt, die Fundamentaltheologie, zwar ausführlich über Jesus Christus handelt, aber in ihrem herkömmlichen Aufbau keinen dezidierten Traktat „Jesus Christus“ aufweist. Ist also die Bedeutung Jesu als Fundament des Glaubens doch nicht so eindeutig klar? Zumindest muss immer wieder geklärt werden, worin die Bedeutung Jesu gesehen wer-den muss, wenn er Fundament unseres Glaubens sein soll.
Prof. Dr. Aaron Langenfeld ist seit 2022 Professor für Fundamentaltheologie und vergleichende Religionswissenschaft an der Theologischen Fakultät Paderborn. Seit Wintersemester 2022/23 amtiert er zugleich als Rektor der Theologischen Fakultät Paderborn. Eines seiner Schwerpunktfelder ist die komparative Theologie der Religionen.
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27. Januar 2025: Hungern nach Gerechtigkeit: Wozu wir die Bergpredigt für die Politik brauchen
„Mit der Bergpredigt kann man keine Politik machen.“ Otto von Bismarck und Helmut Schmidt wird dieses legendäre Diktum zugeschrieben. Natürlich kann man die Berg-predigt nicht als Handlungsanweisung für komplexe Entscheidungsprozesse der Politik verwenden. Aber Christinnen und Christen müssen sich wohl dagegen verwahren, wenn mit dem Diktum jede Wortmeldung zu politischen Fragestellungen und jede Einmischung in politische Entscheidungsprozesse, die aus christlicher Perspektive erfolgt, als unsachgerecht oder unbotmäßig abgeblockt wird. Auch das Metier der Politik kann die Orientierungsressourcen, die sie für ihre Entscheidungsprozesse benötigt, nicht aus sich allein generieren. Mit seiner Bergpredigt bietet Jesus eine Richtungsanzeige, die die Politik nötig hat.
Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins ist seit 2009 Professorin für Christliche Sozialwissenschaften an der Universität Münster und Direktorin des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften. Zu den Inhalten, die sie mit Nachdruck bearbeitet, gehören Politische Ethik und Menschenrechtsethik, Sozialethik der Bildung, Genderfragen sowie Familien- und Sozialpolitik